Feder und Kette sind im Bild oben bereits entfernt. Bei Uhren, die lange unbenutzt gelegen haben, sollte man berücksichtigen:
Die Kette kann eingerostet sein und würde beim Lösen möglicherweise brechen! Man bedenke, dass die Einzelteile (etwa 300 Stück ) nur 0,12 mm stark sind!
Es bewährt sich also, Schneckenrad und Trommel mit Kette gemeinsam abzunehmen und zunächst eine Nacht lang in Benzin/Öl einzulegen und dann erst die Kette vorsichtig zu lösen.
Noch eine Bemerkung zur Feder bei Spindeluhren:
Im Gegensatz zu "normalen" Uhren haben sie keinen Endhaken, sondern eine Lochfräsung zum Einhängen (Augen) und sie werden in Uhrzeigerrichtung in die Trommel eingelegt.
Hier ein Beispiel eines Federbruches - Auge aufgerisssen - und in Folge die Deformierung der Feder am Federkern:
Seltener findet man Aufzugsfedern, die statt des Auges einen Endhaken aufgenietet haben, der durch eine entsprechende Aussparung der Trommel greift.
Hier ein Beispiel für einen abgerissenen Endhaken:
Und ein neuer Haken in die Feder hart eingelötet:
Ansicht der Platinen
Hier noch ein paar Details:
A: Spindelkloben, B: Steigradschieber, C: Steigrad, D: Gegenkloben, E: Schnepper, Kettenhüter
Die Einstellung der Potence
Der Spindelkloben und Gegenkloben werden auch als Potence und Gegenpotence bezeichnet.
Mit ihrer Hilfe lässt sich die Stellung des Steigrades gegenüber der Spindelwelle sowie die Eingrifftiefe der Spindellappen regulieren.
Das allerdings ist ein schwieriges Unterfangen, erfordert Geduld, Zeit und ein gewisses Maß an Erfahrung!
Die starre Potenz:
Die regulierbare Potence:
Durch Lösen der Feststellschraube wird über die Regulierungsschraube links die Stellung des Steigradlagers exakt mittig zur Spindelwelle eingestell.
Über die Regulierungsschraube rechts wird die Eingrifftiefe der Spindellappen bestimmt.
Über die Regulierungsschraube wird das Spiel der Steigradwelle eingestellt
Ich gehe dabei in folgenden Schritten vor:
1. Das Steigrad exakt mittig zur Spindelwelle zentrieren
2. Über die Potenz das Steigrad so nah an die Spindelwelle
heranführen, dass die Zähne gerade noch vorbeigleiten können
3.Über die Gegenpotenz das Steigrad so fixieren, dass es leicht läuft, aber achsial ein leichtes
Spiel erkennen lässt
4. Eventuelles anhaken der Spindellappen durch seitliches verschieben des
Steigrades ausgleichen
Grundsätzlich lässt sich die Potence auch am kompletten Werk einstellen.
Leichter geht es an der demontierten oberen Platine, weil sich dann mit leichtem Druck über die Steigradswelle der Anschlag der Spindellappen kontrollieren lässt.
Diese ersten Schritte erledige ich bei abgenommerner Spirale!
n.
Eine andere Variante ist hier zu sehen:
Bei dieser Bauart sind keine Regulierungen möglich, lediglich über das Stecklager links lässt sich das Spiel der Steigradwelle einstellen.
Hier noch ein Beispiel für ein stark beschägigtes Steigrad, was den Eingriff der Spindellappen verhindert, die Uhr "dreht durch" .
Einzige Möglichkeit: Aufrichten und polieren jedes einzelnen Zahnes, wobei die Zahnhöhe unbedingt erhalten bleiben muss.
Und der Zapfen eines Konrades,
ausgeschliffen und muss wohl bald ersetzt werden:
Die Schnecke
Hier kommt es häufig vor,, dass das entsprechende Triebrad
mit dem Schneckenkörper verklebt ist.
Sollte es sich trotz Einlegen nicht lösen lassen, hilft es, vorsichtig mit einem Skalpell zwischen Triebrad und Schnecke herum einen leichten Druck auszuüben.
Ansonsten muss das Gehäuse geöffnet werden, was allemal besser ist, da auch das innere Gesperr meistens eingeharzt ist und der Reinigung bedarf.
Dazu hebelt man die auf der Unterseite der Schnecke befindliche Goutte heraus und kann dann die Teile leicht trennen.
Hier noch die so genannte Schneckenschnauze:
Sie trifft am Ende des Aufziehens gegen den von der Kette angehobenen Kettenhüter ( E ) und verhindert so ein Überziehen der Kette
Bei voll aufgezogener Kette sollte noch etwa ein viertel Umgang der Kette auf dem Federhaus liegen, um ein Ausreissen des Endhakens aus der Trommel zu vermeiden.
Grundsätzlich: Eine Aufzugskette, die einen Federbruch überstanden hat, ist in den meisten Fällen total beschädigt, wenn das auch auf den ersten Blick bei der Feinheit nicht sichtbar ist.
Durch die auftretenden Kräfte sind einzelne Glieder betroffen, die bei einem erneuten Aufziehen reissen können.
Was tun, wenn der Endhaken fehlt oder die Kette gerissen ist?
Es bleibt die Reparatur, denn eine neue Kette ist kaum zu bekommen.
Ich benutze dazu Uhrfederstahl, der zunächst eine Bohrung von 0,2 mm
für die spätere Nietaufnahme erhält.
Dann wird der Haken oder das neue Kettenglied herausgearbeitet.
Am letzten Kettenglied wird der Niet etwas abgeschliffen und das obere Glied mit einem Skalpell leicht nach oben gedrückt und zur Seite gedreht.
Anschliessend kann man den Haken einnieten und das verbliebene Endstück versäubern.
Ein gerissenes Kettenglied lässt sich auf die gleiche Weise reparieren. Nimmt man in Kauf, dass die Kette minimal kürzer wird, lässt sich ein einzelnes Glied leicht zerlegen, die Teile kann man für die Reparatur verwenden..
Hier noch ein Beispiel für den Haken einer Kette für Spitzzahnankeruhren zum Einhängen in die Schnecke. Die Ketten sind meist wesentlich feiner gearbeitet als für normale Spindeluhren, die Reparatur entsprechend schwieriger:
Sollte kein Niet mehr vorhanden sein, kann man wie folgt vorgehen:
A: Kettenglied aufgefächert
B: Vorbereiteter Endhaken für Federhaustrommel
C: Ein Stift etwa 0,15 mm Durchmesser wird eingeführt und
zunächst auf der Oberseite vernietet
D: Haltestift wird abgetrennt
E: Das restliche Ende wird heruntergeschliffen
F: Restliche Seite wird vernietet
Wenn die Kette mittig gerissen ist:
Jeweils ein Doppelglied und ein Mittelglied freilegen, säubern, einhängen, vernieten auf der Triebnietmaschine:
Das Einhängen der Kette
Das Einhängen erfolgt bei entferntem Sperrhaken, die Trommel muss sich leicht drehen. Dann wird der Endhaken durch den an der Trommel liegenden Platinenpfeiler durchgeführt,in die Trommel eingehängt und mit dem Daumen leicht gehalten. Mittels Schlüssel wird die Trommel gedreht und so die Kette aufgewickelt. Aufpassen. dass sich die Bahnen nebeneinander legen!
Ein Stück zum Einhängen in die Schnecke übrig lassen.
Dann wird dieTrommel mit einem Stück Klebeband arretiert und der Endhaken wird in die Aussparung am unteren Kettentriebumgang eingehängt.
Wichtig:
Die Lagen der Kette auf der Trommel so ausrichten, dass sie in einer Linie mit den Umgängen auf der Schnecke liegen, um zu verhindern, dass die Kette beim Aufziehen aus einer Windung der Schnecke in die Nächste springt!!
Jetzt kann die Kette vorgespannt werden.
Das Vorspannen
Das Vorspannen dient ähnlich dem Malteserkreuz dem Erhalt einer gleichmässigen Kettenspannung bis zum vollständien Ablauf.
Es erfolgt bei eingelegter Sperrklinge mit dem Schlüssel oder Spannkkloben.
Wie stark die Kette vorgespannt werden muss, hängt wesentlich von der Federstärke und der Anzahl der im Federhaus liegenden Windungen abes sollten 10 - 12 sein.
Grundregel: Lieber weniger als zuviel! Die Kette muss es aushalten!!
In der Regel reichen zwei Umgänge, besser geht folgendes:
Die Kette eine halbe Schneckenumdrehung aufziehen, dann langsam vorspannen, bis sich ein guter Lauf der Unruh ergibt.
Arbeiten an der Unruh
Alle Arbeiten an der Unruh führt man am Besten bei abgebauter oberer Platine durch, da sich nur so der untere Lagerbereich gut einsehen lässt und Schäden am Zapfen vermieden werden.
Das gilt für das Ab- und Anstiften sowie auch für die Regulierung des Abfalls.
Was tun bei defekter Spirale?
Eine neue Spirale ist kaum zu bekommen. Also muss auf Vorhandenes zurückgegriffen werden.
Da sich die Unruh aber anders bewegt als in Anker- oder Zylinderuhren - sie hat nur einen Schwingungsradius von etwa 100 Grad - und eine grössere Spiralrolle,
muss improvisiert werden.
Meine Erfahrung:
Eine Unruhspirale für Ankeruhren 18/19 linig, schwach, eignet sich am besten!
Dazu wird die Spiralrolle mit den letzten zwei Umgängen herausgeschnitten und in die originale Spiralrolle eingestiftet.
Die äusseren zwei Umgänge werden ein wenig aufgebogen, um einen guten Übergang zum Anstiftpunkt zu bekommen. Die Unruhspirale sollte etwa zwei Drittel der Kulisse ausfülllen.
Dann wird abgezählt, d.h. der äussere Umgang wird mit der Pinzette gehalten, die Unruh in Schwingung versetzt und anhand einer Stoppuhr werden die Schwingungen pro 10 Sekunden gezählt.
Es müssen genau 25 Schwingungen sein.
Die Stelle, an der die Pinzette fasst, muss nachher im Spiralschlüssel liegen.
Bei der Vorauswahl der richtigen Spirale kann Folgendes helfen:
Man befestigt sie provisorisch an der Spindel, hebt diese mit der Pinzette an und betrachtet den entstehenden Spiralkegel. Ist der zu lang gezogen, ist die Spirale zu schwach, bei einem eher stumpfen Kegel zu stark. Richtig ist: Die Länge des Kegels sollte etwas grösser sein als der Durchmesser der Spirale!
Spirale legen:
Wichtig für die einwandfreie Funktion ist es, dass die Sprale nach dem Einbau richtig liegt, d.h
- die einzelnen Umgänge liegen parallel in gleichen Abständen
zueinander,
- die Umgänge liegen horizontal in einer Ebene,
- die Lage darf sich durch das Anstecken und Einlegen in den Spiral-
schlüssel nicht ändern.
Dies lässt sich in der Regel nur bei abgebauter Spirale erreichen.
Tip: Auf einem weissen Blatt Papier eine maßstabgerechte Zeichnung fertigen, bei der die Lage des Ansteckpunktes und des Spiralschlüssels eingezeichnet sind.
Die Spirale darauf fixieren und mit zwei Pinzetten in Form bringen.
Anfertigung einer neuen Spindelwelle.
Die Spindeluhrwellen wurden im Original unter heute nicht mehr vorstellbar schwierigen Bedingungen aus einem Vierkantstahl hergestellt.
Dabei wurden sowohl die Welle als auch die beiden Spindellappen aus einem Stück herausgefeilt.
Später gab es "industriemässig" hergestellte Spindelwellen, bei denen die Spindellappen an die Welle gelötet wurden. Hier dazu ein Bild:
Rechts deutlich sichtbar die Abnutzung des unteren Spindellappens durch die Zähne des Steigrades.
Das kann man heute anders machen, indem man einen Rundstahl entsprechen vordreht und dann die Lappen herausarbeitet.
Dazu benutze ich 2 mm Tamponstahl, der vor der Bearbeitung knapp über Blauviolett angelassen wird.
Im nächsten Schritt die Rundkörper flach schleifen.
Wegen der besseren Spannmöglichkeiten bewährt es sich, zunächst den oberen Spindellappen vorzubereiten.
Dabei unbedingt auf die Stellung der künftigen Spindellappen achten:
Dann die gegenüberliegenden Teile bis zur Welle flachschleifen
.....und anschliessend sauber glätten
Dann werden zunächst grob in die Paletten die Netze eingeschliffen, und zwar so, dass die Palettenfllächen vertikal etwas ausserhalb der Wellenachse liegen.
Die fertige Welle
Allerdings zeigt erst der Einbau, ob die Spindellappen in den Eingriff des Steigrades passen. Sie sollten in ihrer Breite etwas unter dem Abstand der Zähne des Steirades liegen.
Manchmal ist auch noch eine Änderung des Öffnungswinkels der Spindellappen notwendig, wenn ein lappen an einem Zahn anhängt.
Dazu muss das Material angelassen werden, um mit einer achsialen Drehung diesen Winkel zu ändern.
Am nachfolgenden Beispiel wird gezeigt, dass es auch einfacher geht.
Es wird nur der untere Spindellappen herausgearbeitet, der obere wird extra gefertigt und anschliessend in den Putzen für den Unruhreif eingelötet.
Das hat den Vorteil, dass der Öffnungswinkel beider Spindellappen nachträglich variabel einstellbar ist.
Bilder aus dem Arbeitsprozess
Eine weitere Möglichkeit zur Herstellung einer Spindelwelle gibt es im Lötverfahren.
Ein Stück Uhrfederstahl wird mit Silberhartlot an einen Tamponstahl gelötet.
Die benötigten Teile
Halterung der Teile mit Stecknadeln auf einem Lötblock
Danach Trennung des oberen und unteren Spindellappens.
Nach dem Anlassen des Stahls wird die Welle bis zur nötigen Winkelstellung der Spindellappen in sich verdreht.
Dann folgen die Feinarbeiten und das Andrehen der Zapfen.
Komplette neuwerrtige Spindeln mit Reif,
Welle, Spirale und Spiralklötzchen
Zeiger-Problem
Ersatz-Zeiger für Spindeluhren sind meist schelcht zu beschaffen.
Selbst anfertigen geht auch, die Qualität kann man sicher noch verbessern.
Material: 0,3 mm Messingblech, Anzeichnen, Öffnung vorbohren, mit kleiner Vierkantfeile passend zurichten,
mit Diamantwerkzeug in Form schleifen.
Ausgeschlagene Lager
Wohl bei allen Spindeluhren finden sich schon auf Grund der recht langen Laufzeiten
ausgeschlagene Lager, die häufig auch zu Gangunregelmässigkeiten oder Stillstand führen. Sie müssen ersetzt werden.
Hier ein beispiel:
Zunächst wird das alte Lager mit einer entsprechenden Reibahle von der Unterseite der Platine her aufgerieben:
Dann das passende Lager ebenfalls von unten mit einem Flachpunzen einschlagen.
Mit einem passenden Rundpunzen von oben her vernieten und anschliessend mit dem Rollensenker ausreiben.
Fehlende Zähne am Kronrad
Hier hilft nur Ersatz!
Zum Einbohren einzelner Zähne ist meist das Material zu dünn,
es bewährt sich, einen Zahnstreifen passend vorzubereiten:
......und aufzulöten:
Sieht nicht sehr schön aus, erfüllt aber den Zweck.
Über das leidige " Verschiessen " der Stifte habe ich anderen Ortes schon berichtet.
Für reparaturarbeiten, die bis zur Fertigstellung ein öfteres Demontieren erforderlich machen, habe ich mir deshalb Extrastifte angefertigt, die dabei nicht verloren gehen:
Vielleicht ein nützlicher Tip!